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Vier Fragen an Christian Jessen, Leiter Int. Key Accounts bei CRONIMET

Metalshub interviewte den Nickelexperten Christian Jessen von [CRONIMET](http://www.cronimet.de/). Christian spricht über seine Karriere, Einblicke in den Handel mit Nickel und wie er digitale Handelsplattformen sieht.

Interviews

"Vier Fragen an" ist eine neue Interviewreihe von Metalshub. Wir befragen Rohstoffexperten mit Fragen, die unter die Oberfläche gehen.

Wie war Dein beruflicher Werdegang und wann bist Du zum ersten Mal mit Nickel in Kontakt gekommen?

Im Rahmen meiner Diplomarbeit, welche ich 2008 bei ThyssenKrupp Nirosta geschrieben habe, kam ich zum ersten Mal wissenschaftlich in Kontakt mit dem Nickelmarkt, da ich in dieser Arbeit die Treiber der Preisvolatilität von Edelstahl untersucht habe und Nickel hier einen signifikanten Einfluss hat.

Nach der Diplomarbeit wechselte ich dann in den Rohstoffeinkauf von ThyssenKrupp Nirosta und kümmerte mich intensiv um die Beschaffung von Edelstahlschrott, Ferrochrom, Primärmolybdän, anderen Massenlegierungen und eben Nickel in Form von Ferronickel und Nickelmetall für die drei europäischen Edelstahlwerke von ThyssenKrupp.

Nachdem abzusehen war, dass es zumindest in Europa zu Konsolidierungen von Schmelzwerken kommen wird, entschloss ich mich beruflich zu meinem jetzigen Arbeitgeber CRONIMET Ferroleg. GmbH in Karlsruhe und privat vom Ruhrgebiet in das schöne Badener Land zu wechseln.

Christian, was macht die CRONIMET und was sind Deine Hauptaufgaben?

Die familiengeführte CRONIMET Gruppe ist weltweiter Spezialist für Edelstahlschrott, Ferrolegierungen und Primärmetalle. Dabei verbinden wir langjährige Erfahrung und Expertenwissen mit Verlässlichkeit, Kompetenz und Partnerschaft.

Die CRONIMET ist nunmehr auf vier Kontinenten mit 56 Niederlassungen, Beteiligungen und Repräsentanzen etabliert. Rund 5.500 Mitarbeiter machen unser Unternehmen im Bereich Edelstahlrohstoffe und Recycling weltweit führend.

Dabei wird unser Unternehmen durch vier Säulen getragen: Handel & Vertrieb, Recycling, Produktion und Services. Auf dieser soliden Basis steht ein umfassendes Angebot: Es reicht von Reinmetallen und Ferrolegierungen bei den Primärrohstoffen über aufbereitete Edelstahl- und Metallschrotte bis hin zu Spezial- und Superlegierungen.

Nach unterschiedlichen Aufgaben innerhalb der CRONIMET betreue ich seit 2014 als Head of international Key Accounts gemeinsam mit meinem Team unsere Großlieferanten und kümmere mich um die Beschaffung unterschiedlicher primärer und sekundärer Nickelqualitäten, welche wir direkt von den weltweiten Nickelproduzenten für die CRONIMET Gruppe beziehen.

Welche Tipps würdest Du Einkäufern geben, die Nickel kaufen?

Der Einkauf von Nickelqualitäten ist sicherlich kein Hexenwerk, jedoch gibt es ein paar Punkte, die den Bezug von Nickeleinheiten erleichtern und zum Schluss auch günstiger machen können.

So sollte z.B. gerade bei kleineren Mengen am besten in 6 Tonnen Schritten (6 mt, 12 mt, 18 mt, usw.) gekauft werden, da an der London Metal Exchange (LME) nur diese Losgrößen gehandelt werden können und nahezu jeder Nickelverkäufer die LME dazu nutzt, das Preisrisiko von Nickel abzusichern. Bei der Beschaffung von Mengen, welche nicht diesen 6 Tonnen Schritten entsprechen, wird der Verkäufer immer einen Risikozuschlag einkalkulieren, da er sich nicht zu 100% an der LME absichern kann, was den Verkaufspreis erhöht.

Auch Einkäufe, welche zu einem Fixpreis abgeschlossen werden, sind in der Regel teurer als Einkäufe, die mit einer offiziellen LME Notierung eines vorher festgelegten Tages oder Durchschnittes plus entsprechender Prämie abgeschlossen werden. Auch hier ist der Hintergrund die LME. Denn bietet ein Verkäufer Nickel zu einem Fixpreis an, so orientiert er sich an der aktuellen LME Notierungen, schlägt seine Prämie und eventuelle weitere Kosten auf und gibt einen entsprechenden Preis ab. Sichern kann er diesen Verkauf und somit die aktuelle Nickelnotierung zu diesem Zeitpunkt noch nicht, da er ja noch nicht weiß, ob es auch wirklich zu einem Verkauf kommt. Er wird erst abwarten, ob das Geschäft auch wirklich zu Stande kommt und dann ein entsprechendes Sicherungsgeschäft an der LME tätigen. Da sich in der Zeit, in welcher sich der Einkäufer entscheidet zu kaufen oder nicht, die LME schon wieder signifikant bewegt haben kann, wird der Verkäufer auch dieses Risiko mit einkalkulieren, selbst wenn er seinen Fixpreis mit einer Gültigkeit von nur 3 Minuten anbietet.

Daher sollte ein Einkäufer seinen Lieferanten eher eine in der Zukunft liegende offizielle LME Notierung (z.B. eines Tages) vorgeben und lediglich die Prämie anfragen. Für den Einkäufer hat dies zudem den Vorteil, dass die Angebote vergleichbarer sind, da unterschiedliche LME Nickelnotierungen nicht den Preis verfälschen. Alle Angebote beinhalten dann die gleiche LME-Preisbasis. Der Verkäufer kann nach Abschluss des Geschäfts die festgelegte offizielle Notierung an der LME aufgeben und trägt so kein Bewegungsrisiko mehr, so dass ein Risikoaufschlag ebenfalls nicht mehr notwendig ist.

Die meisten Einkäufer von Nickel, die LME basiert kaufen, lassen sich Angebote mit einer Frist um die Mittagszeit eines bestimmten Tages geben. In diesem Fall könnte der Einkäufer beispielsweise auf Basis „Official Cash Settlement“ eine Frist bis 12 Uhr setzen, innerhalb derer alle Anbieter Ihre Prämien und sonstigen Konditionen (z.B. Zahlungsbedingungen) abzugeben haben. Er kann dann „in Ruhe“ alle Angebote vergleichen und einen entsprechenden Zuschlag geben. Die für dieses Geschäft gültige LME Notierung ergibt sich dann automatisch um 14:05 Uhr (Mitteleuropäischer Zeit) im sogenannten 2. Ring an der LME in London. Diese Variante bedeutet demnach für den Ein- und Verkäufer weniger Zeitdruck, für den Verkäufer weniger Risiko und den Einkäufer mehr Transparenz.

Ansonsten sind beim Kauf von Nickel die auch für viele anderen Rohstoffe gültigen Rahmenbedingungen zu beachten. Die zu beschaffende Menge sollte gängige Transportlosgrößen möglichst ausschöpfen (z.B. 24 mt) und es sollten besser ein paar Tage mehr Vorlauf als zu wenig eingeplant werden.

Gerade für Nickelverbraucher, die aktuell ausschließlich Nickel Kathoden oder Briketts nutzen, macht es in vielen Fällen sicherlich Sinn andere Nickelqualitäten näher zu betrachten. Neben den LME fähigen Qualitäten existieren auch anderer Nickelträger, wie beispielsweise Ferronickel oder sogar hochlegierte Schrottblends, welche in vielen Fällen alternativ verwendet werden können. Da diese Nickelträger nicht an der LME gehandelt werden können, sind sie in der Regel und unter dem Strich günstiger zu beschaffen.

Warum macht die CRONIMET bei Metalshub mit und welche Vorteile versprecht ihr Euch?

Eigentlich sind wir als CRONIMET mehr auf Ganzladungen oder noch größere Mengen fokussiert und sind im Verkauf auch entsprechend schlank aufgestellt. Alleine in Europa gibt es unzählige mittelständische Gießereien oder andere Nickelabnehmer, von denen wir trotz eines sehr guten Netzwerkes sicherlich nur einen kleinen Anteil kennen.

Metalshub bietet uns daher zum Einen den Vorteil einfach und schnell mehr potentielle Kunden kennenzulernen und zu erreichen, ohne dass wir als CRONIMET eine Schar an Verkäufern durch ganz Europa schicken müssen, um zum Schluss vielleicht fünf Neukunden gewonnen zu haben.

Zum Anderen erleichtert Metalshub den Handel und Abschluss von Geschäften, da alle notwendigen Informationen „auf einen Blick“ zu sehen sind, nicht mehrere Rückfragen per Mail oder Telefon anfallen, Käufer und Verkäufer bereits im Vorfeld auf Seriosität geprüft werden und zudem Zusatzdienstleistungen wie Transport, Kreditversicherungen, usw. angeboten werden. Somit wird der Handel schneller und benötigt weniger interne Ressourcen, was gerade bei kleineren Mengen aus Sicht der CRONIMET im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten einen weiteren Vertriebskanal eröffnet.

Bestehende Geschäftsbeziehungen werden sicherlich wie gewohnt weiter geführt und gepflegt, für uns besteht der Vorteil von Metalshub eher in der Erschließung eines neuen Marktfeldes, welches wir bis jetzt noch nicht oder nur sehr wenig bedient haben.

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